Dienstag, 27. November 2012

In Manchester nix los

Rival Sons, eine meiner Lieblingsbands, spielt tatsächlich in Manchester.
Da wollte ich eh hin. Scheint so als wäre jetzt der richtige Zeitpunkt dafür gekommen sich auf den Weg zu machen.
Also rein in den Bus und auf nach Manchester.

Dort wohnt schon seit längerem meine ehemalige Arbeitskollegin Ulrike und die wollte ich schon länger mal besuchen gehen. Bzw. ich hab sie eingepackt und erst einmal mit aufs Konzert genommen.
Das war einfach super. Was soll ich noch groß dazu schreiben.


Leider hatte Ulrike die restlichen Tage nicht viel Zeit für mich. Sie musste arbeiten und hat einen zeitintensiven Freund. 
Aber das war gar kein Problem, denn zum Glück hatte ihr Mitbewohner Tim die ganze Woche frei.
Tim ist 24 und hat irgendeinen Job in dem er einen Anzug tragen muss und der ihn nicht glücklich macht. Er ist seit 5 Jahren mit seiner Freundin zusammen, lebt aber schon seit mehreren Jahren in einer Fernbeziehung. Auf die Frage warum er denn nicht zu seiner Freundin fährt, wenn er eine Woche frei hat kam als Antwort: >>Stimmt. Hätte ich eigentlich machen können.<< Muss ja gut laufen bei denen. 
Und Tim hat eine Schlange namens Betty als Haustier.


Da Tim sich für seinen Urlaub so wieso nichts vorgenommen hat, wollte er mir die Stadt zeigen. Allerdings haben wir schnell festgestellt, dass es in Manchester nicht wirklich etwas zum zeigen gibt.
Deshalb beschränkte sich unser Sightseeing-Tour eher auf die Abendstunden, denn Bars und Pubs gibt es in Manchester zu genüge.
So konnte ich mich wenigstens tagsüber darum kümmern meinen Blog zu schreiben und wenigstens zu versuchen halbwegs aktuell zu sein.*

Die einzigen wirklich coolen Plätze, die ich entdeckt habe und die einen Besuch wert sind, ist der Afflecks Palace, die Oldham Street und das ganze Viertel drum herum.
Die Plätze kann ich wirklich empfehlen. Ein Must-Do in Manchester.

Der Afflecks Palace ist das verrückteste Kaufhaus, das ich je gesehen haben. Dort bekommt man von Vintage Sachen, Gruftizeug und Militärklamotten alles was man je gesucht hat und noch mehr.
Das Kaufhaus besteht aus unzähligen kleinen und großen Shops die alle so in einander verwinkelt sind, dass man gar nicht weiß wo der eine Shop anfängt und der andere aufhört.
Das ganze Paradies erstreckt sich über 4 Etagen und es ist wirklich sehr leicht sich dort zu verlaufen.
Das Northern Quarter, in dem der Afflecks Palace zu finden ist, ist eher das alternative Viertel von Manchester. Die Oldham Street bildet das Zentrum. Dort steht ein Vintage Laden neben dem anderem.


Vintageläden hin oder her. Mit begrenztem Budget und noch begrenzterem Platz im Gepäck ist auch das Shoppen begrenzt. Das gilt allerdings nicht fürs Trinken.
Also rein in den Pub und her mit dem fürchterlichem Lagerbier.
Allerdings haben wir auf unserer Pub-Sightseeing-Tour einen Pub gefunden, der tatsächlich, nicht nur deutsches Bier, nein sogar Augustiner hat.



Was für ein Glück das dieser Pub auch gleich vor dem Haus war.
Ein paar Pubs später und den restlichen Wein daheim geleert, fingen wir an Pläne zu machen... 



*Da dieser Artikel erst ca 6 Wochen später erscheint, ist es mir wohl nicht so gelungen.

Freitag, 23. November 2012

Camden Freakshow

Die Wochen in Cornwall waren anstrengend. Ich war dauernd auf Achse und hatte keine Gelegenheit mal durchzuatmen und die gewonnen Eindrücke zu verarbeiten.
In London habe ich bei Josh & John ein Heim gefunden, wo ich relaxen kann und wenn ich will auch gar nichts machen kann, ohne das mich kritische Blicke mahnen jeden Tag ausgiebig zu nutzen.
Das ist es was ich wollte. Einfach mal gar nichts machen und dem Laster des alleine reisen frönen.
Dem Alleinsein. Zumindest ein bisschen.

Shumaiya, die beste Freundin von Josh, wohnte auch gerade vorübergehend im Haus.
Mein Glück! Denn die Jungs hatten nicht viel Zeit für mich und ich wollte unbedingt das Londoner Nachtleben erkunden. Shumaiya war dafür genau die Richtige.

Shumaiya ist 22, gebürtige Engländerin, aber ihre Eltern kommen aus Bangladesh, weswegen sie nicht sonderlich britisch ausschaut. Ihr Wesen ist eine Mischung aus herzlich, offen, unkompliziert aber vor allem frech und nicht gerade auf den Mund gefallen.
Sie studiert Design an der Goldsmiths, ist Ko-Trainerin des Jujitsuteams und kocht für ihr Leben gerne.
Shumaiya ist eine der wenigen Personen mit der man Pferde stehlen könnte und vor allem kann man gut mit ihr einen trinken gehen.
Und das haben wir auch zu genüge gemacht.

Am Freitag waren wir in 2 Pubs ins New Cross, Intrepit Fox, Cohbar und als um 3 alles geschlossen hat sind wir aus irgendwelches Gründen bis um 7 im Casino gelandet.
Am Samstag haben wir Camden unsicher gemacht. Ich hab keine Ahnung mehr wie die ganzen Läden hießen in denen wir waren. Irgend ein bekannter Pub, eine grausige Rockdisco und ein Metalpub waren dabei.
Wir hatten mega viel Spaß. Meine Geldbörse nicht.

Meine Erkenntnis vom Wochenende: Die Partystadt London ist eher ein Mythos.
Tatsache ist, dass in den Szeneclubs keine Szene ist, alles um 3 Uhr schließt, die letzte Underground schon gegen Mitternacht fährt  und die Nachtbusse 3 mal so lange nach Hause brauchen.
Ach ja. Mit den Preisen und dem Geschmack der Biere brauche ich gar nicht erst anzufangen.

Die Tage vergingen wie im Flug und da ich sonst nicht viel zu tun hatte, dachte ich, dass ich mich ja mal mit dem Typen aus dem Bass-Shop treffen könnte.
Wir verabredeten uns in Camden.
Da ich noch in Ruhe und vor allem ALLEINE über den Camden-market laufen wollte, bin ich schon mal vorgefahren.

Nichts ahnend bin ich also in einen der unzähligen Shops gegangen. Vor dem Shop hingen viele Bandshirts und das restliche Erscheinungsbild deutete auf das ein oder andere Schnäppchen hin.
An dieser Stelle sei noch mal erwähnt, dass ich mich auf einer mehrjährigen Reise um die halbe oder vielleicht sogar ganze Welt befinde.
Wenn ich etwas ganz bestimmt nicht brauche, dann sind das irgendwelche Schnäppchen in einem Laden der Bandshirts verkauft.
Man ist halt doch nur Frau.

Jedenfalls sah der Laden von innen noch weitaus mehr messie aus als von aussen.
Oder man kann sich das auch so vorstellen, dass in diesem Laden viel mehr Sachen zum Verkauf angeboten werden als eigentlich rein passen und diese zum größten Teil unter einer Staubschicht versteckt sind.
Die Bandshirts hingen so zahlreich auf den Kleiderstangen, dass es beinahe unmöglich war sie durch zuschauen.
Doch da kam mir auch schon eine stark gealterte, finster drein schauende Gothic Lady mit weiß geschminkten Gesicht, hoch toupierten Haaren und langem Gewand zur Hilfe.
Sie strotze nur so vor Unfreundlichkeit und machte mich darauf Aufmerksam, dass die Bandshirt, die ja so wieso alle unterschiedliche Preise haben, 20 Pfund kosten.
Für den Preis kann ich die auch gleich überteuert auf einem Konzert kaufen.

Während ich die T-Shits anschaute wurde ich von dem Besitzer des Ladens "begutachtet".
Er war alt, fett und würde wunderbar in eine Spelunke auf dem Kiez passen.
Während er mich von oben bis unten musterte (ich habe mal gehört man nennt so was "Blickficken") sagte er Sachen wie >> Oh so good looking, beautiful smile and eyes like stars<<
Hmm, ja danke...

Ich wollte den Laden verlassen, murmelte was von viel zu teuer und steuerte die Tür an.
Dieses Vorhaben stellte sich allerdings als schwieriger heraus als gedacht.
Der Ekelboss fing mich ab:
>>Come here! Come here!<< untermalt mit der passenden Fingerbewegung.
>>What is with this beautiful necklace?<< und er versucht mir ein Nietenhalsband umzulegen. Schnell wich ich einen Schritt zurück. >>Nee, lass mal. Aus der Phase bin ich in zwischen raus.<<
<<What is with a corsage? Come. Put down your Jacket. I put it on for you.<< fast schon sabbern betrachtet er meinen Körper.
Ich wich noch einen Schritt zurück und schüttelte mit dem Kopf.
>>Why not? Yours are small.<< Er schaute auf meine Brüste.
Ja danke auch...
Hilfe ich muss hier RAUS!!!
>>Why you don't buy a bandshirt?<<
>>TOO EXPENSIVE!!<<
>>10 Pound ok? Come here Mike. Show the beautiful Lady the bandshirts for 10 Pound.<<
Irgendwo aus dem gerümpel trat ein kleiner dratiger Mann mit 80'er Jahre Haarschnitt à la Motley Crue, gekleidet in eine enge gestreifte Hose, in die wahrscheinlich noch  nicht einmal mein Arm reinpassen würde.
Das muss wohl Mike sein.
Meinem Schicksal gefügt, folge ich ihm in der Hoffnung den Laden danach endlich verlassen zu können.
Bei den Bandshirts angekommen sagte er:
>>I dont't know why my boss thinks you are such an important customer. For me your are not.>>
Ach wie schön! Der ist ja genau so freundlich wie Schneewitchens Stiefmutter.
Meine Antwort:
>>Yes! Of course! Because for you is every one an important customer!<<
Ich ernte Kopfschütteln. Dachte er jetzt echt ich mein das ernst?
Das nächste was er sagt habe ich nicht mehr mitbekommen, da ich in meinem Kopf mit meinem Fluchtplan aus dieser Freakshow beschäftigt war.
Erfolgreich stand ich kurze Zeit später unter Londons schönen Wolken.



P.S: Diesen Text habe ich verfasst als ich bereits in Sri Lanka unterwegs war. Im Bus von Colombo nach Unawatuna während zahlreicher Nahtoderfahrungen.

Dienstag, 20. November 2012

Auf dem Rücken der Pferde, liegt man beinahe auf der Erde

Als ich am Montag in Plymouth am Bahnhof angekommen bin, habe ich mich erst einmal auf den Weg ins Zentrum gemacht.
Es ist immer wieder eine neue Herausforderung, wenn man in einer neuen Stadt ankommt, über die man gar nichts weiß und auch keinen Stadtplan hat.

Das heißt zuerst das Touristencenter suchen und schauen, dass man einen Stadtplan umsonst ergattern kann.
In Plymouth braucht man allerdings schon eine Karte um überhaupt das Touristencenter zu finden.
Ich habe die Suche aufgegeben.


 


Der erste Eindruck von Plymouth war nicht sonderlich positiv. Ich habe ziemlich viele versoffene Kerle, junge, übergewichtige Mädels mit Kindern und Schwangere, die rauchen gesehen.
Was mir aber besonders aufgefallen ist, dass ich dort viele Männer mit nur einem Bein gesehen habe.
Ja, die Tatsache alleine ist schon merkwürdig.
Als ich mich dann aber auf eine Bank setzte, kamen zwei Tauben zu mir und die hatten beide tatsächlich auch nur ein Bein. Da hab ich wirklich angefangen Angst um meine Beine zu kriegen. Vielleicht ist es besser in Plymouth nicht das Leitungswasser zu trinken. Man weiß ja nicht.

Da ich in Plymouth recht früh angekommen bin und mein Couchsurfing Host noch arbeiten muss, habe ich mich in ein Café gesetzt und gewartet, dass er sich meldet.
Und ich wartete und wartete und ...
Als sich dann um 19Uhr immer noch keiner gemeldet hat, habe ich mir doch langsam Sorgen gemacht, dass ich eventuell meine erste Nacht auf der Strasse schlafen muss. Und das in Plymouth.
Aber gut, dass ich meistens einen Plan B habe.

Am Tag vorher hat mich ein Mädel eingeladen, bei ihr zu schlafen und sie hat mir zum Glück ihre Handynummer gegeben. Ich habe sie angerufen.
Natalie ist 22 und kommt auch aus Deutschland. Sie wohnt erst seit einer Woche in Plymouth und macht hier ein Auslandssemester.
Wir haben uns an der Uni getroffen. Sie hat mir den Schlüssel gegeben und mir beschrieben wie ich ihr Haus finde. Dann ist sie mit ihrer Freundin gegangen.
Das ist echt krass wie viel Vertrauen man von fremden Menschen bekommt.

Bei ihr angekommen, habe ich es mir richtig gemütlich gemacht.
Das war so schön. Niemand war da und die Beiden sind auch die ganze Nacht weg geblieben. Ich drufte sogar ihren Laptop mit wifi benutzen. Ein Traum.
Eigentlich sollte ich die Stadt erkunden, aber ich war so froh alleine in einem Raum zu sein und einfach nichts zu machen.

Dann hat mich Lorenzo, mein eigentlicher Couchsurfinghost, doch noch angerufen und es hat sich herausgestellt, dass ich seine SMS, mit Wegbeschreibung zum Haus und wo der Schlüssel versteckt ist, nicht bekommen habe.

Am nächsten Tag bin ich dann zu ihm umgezogen.
Lorenzo ist schon älter, arbeitet als Anästhesiearzt im Krankenhaus in Plymouth und kommt ursprünglich aus Bayern.
Nachdem er mich abgeholt hat, sind wir zu ihm nach Hause gefahren und haben eine Kleinigkeit gegessen.
Anschliessend sind wir in den Stall zu seinen 3 Pferden gefahren. Seine kleine selbstgebaute Ranch liegt im Dartmoor National Park.
Er hat mich mit zum ausreiten genommen.
Ein unvergessliches Erlebnis. Das Wetter war perfekt, die Landschaft ganz anders als in Cornwall aber wieder unbeschreiblich schön und das ganze noch auf einem Pferd.
Das Leben hält soviel für einen bereit.

Im Dartmoor National Park gibt es hunderte freilaufende Ponys mit ihren Fohlen.
Wir sind mit unseren Pferden einfach an ihnen vorbei geritten. Die Fohlen sind wie wild herum galoppiert und vor lauter Übermut in die Luft gesprungen.
So etwas habe ich vorher noch nicht gesehen und diese Landschaft hat sich mir ins Gedächtnis eingebrannt.
Neben den ganzen Ponys, waren auch noch jede Menge Schafe und Kühe unterwegs.
Ich bin sehr dankbar das Lorenzo mir dieses Erlebnis geschenkt hat.

Allerdings war mein Pferd von der ganzen Sache nicht so begeistert.
Lorenzo's Pferde werden eigentlich nur von ihm oder seiner Exfrau geritten. Dementsprechend sind sie nicht gerade an andere Reiter gewöhnt und da meine Reitkünste eher zu wünschen übrig lassen, war das Pferd auch nicht sonderlich begeistert von der Idee mich herum tragen zu müssen.

Wie ich das mitbekommen habe?
Sagen wir so, es fehlte nur noch der Cowboyhut und ich hätte jedem waschechten Rodeocowboy Konkurrenz gemacht.
Das Pferd versuchte mich eiskalt abzuwerfen und das durchgehend.
Der harte Boden ist die eine Sache aber die Vorstellung in den Büschen rechts und links, mit den sehr harten und sehr spitzen Dornen (nein es sind eher Stacheln, so lang wie Schwerter) zu landen, ist eine ganz andere.
Da ich nun wirklich keine ungewollte Akupunktur mitten im Dartmoor National Park wollte, tat ich mein Bestes um im Sattel zu bleiben. Leider erschwerte mir das sehr die tolle Landschaft um mich herum zu genießen. Manchmal muss man halt Prioritäten setzen.
Meine war klar.

Am Abend war ich sehr erleichtert, dass alle meine Knochen heile geblieben sind und ich unversehrt von dem Rodeoritt zurück gekehrt bin.
Lorenzo kochte mir ein tolles Essen. Indisch. Er hat dort viel Zeit verbracht und fährt auch bald wieder hin, um in einem Hilfsprojekt mit zu wirken. Etwas à la Ärzte ohne Grenzen.
Als das Essen fertig war, habe ich mich gefragt, wo wir eigentlich essen wollen, denn einen Tisch besitzt Lorenzo nicht.
Im gleichen Moment drück Lorenzo mir ein Tuch in die Hand mit dem Kommentar:"Hier! Du kannst schon mal den Tisch im Wohnzimmer ausfalten."
Ähh ok!
Da saßen wir nun, auf einem großen Tuch in der Mitte vom Wohnzimmer und haben gegessen.
Was mich aber noch mehr verwunderte als unser Indoor-Picknick, waren die vielen mit Wasser gefüllten Teller um uns herum. Einer war sogar von einer Schreibtischlampe beleuchtet.
Lorenzo erklärte mir, dass es seine selbstgebauten Flohfallen sind. Denn seit das letzte Mal seine Exfrau mit den Hunden da war, hat er im ganzen Haus Flöhe.
Aha, Flöhe. FLÖHE?!
Und zack saß auch schon einer auf meinem Knie und einer auf meinem Teller und da hinten sprang auch schon einer die Luft und zwinkert mir zu.
Ich dachte mir vor meiner Reise, dass ich bestimmt irgendwann irgendwo Flöhen begegnen werde. Vielleicht in Sri Lanka, aber nicht schon in ENGLAND.
Wie ergiebig die selbstgebauten Flohfallen sind sei mal dahin gestellt.

Nach dem Essen verkündete Lorenzo mir, dass er jetzt wieder zu seinen Pferden fährt, da er immer dort die Nächte verbringt. Ich wäre herzlich eingeladen die Nacht dort mit ihm zu verbringen.
Hmm? Eine Nacht in einem Stall, irgendwo im kalten England ohne Klo mit einem älteren, sehr freundlichen aber doch auch ein bisschen verrückten Mann, der schon vorgeschlagen hatte, das wir ja bei Vollmond in einem nahe gelegenen See nackt schwimmen gehen könnten.
Oder eine Nacht in einem Haus mit Badezimmer, gleich eine Tür weiter und einem Bett. Zwar muss ich mir das Bett mit Flöhen teilen aber meine Endscheidung stand fest.
Lorenzo zeigte mir sein Schlafzimmer und sein Bett, wo ich schlafen kann.
Er versicherte mir das es wirklich ein gutes Bett ist. Denn als er es damals gekauft hat, hat er auch extra im Laden ausprobiert ob es gut für "Bettsport" geeignet ist.
Eine kleine Kostprobe der Testaktion folgte auch so gleich.

Am letzten Tag bevor mein Bus Richtung London fuhr, wollten Lorenzo mir noch eine tolle Schlucht im Dartmoor National Park zeigen.
Da er die Nacht wieder bei seinen Pferden verbracht hat und gleich am morgen reiten gehen wollte, bin ich mit dem Bus ins Dartmoor gefahren.
Dort angekommen wollte Lorenzo mich mit einem weiterem Ausritt überraschen. Ich fand das wirklich lieb von ihm und konnte natürlich nicht nein sagen, aber so wirklich wohl war es mir nicht mich wieder auf das Rodeopferd zu setzen.
Die Landschaft überwältigte mich wieder, doch das Pferd wollte mich lieber bewältigen.
Während wir durchs Moor ritten meinte ich zu Lorenzo, dass wenn ich an der Stelle des Pferdes wäre, würde ich einfach stehen bleiben und nicht mehr weitergehen, anstatt mich so abzubuckeln.
Darauf hin blieb das Pferd stehen.

Es hat mich gehört und hielt es wohl auch für die klügere Idee. Mir solls recht sein. Wer stehen bleibt kann mich nicht abwerfen. Oder so ähnlich.
Wir probierten alles mögliche um das Pferd wieder zum laufen zu bringen. Aber es wollte einfach nicht.
Nach einer Weile meinte Lorenzo, dass das Pferd bestimmt aufs Klo muss.
Aha.
Manchmal traue er sich nicht zu pisseln. Ich sollte mal absteigen und er geht mit ihm zusammen pisseln.
Okey.
Ich stieg ab. Lorenzo schnappte sich das Pferd, ging ein paar Schritte, blieb stehen...
... und das nächste was ich sah, war ein Strahl, der hinter dem Pferdekopf aus Lorenzos Richtung hervor kam...

Er macht ihm gerade doch nicht tatsächlich vor wie man pisst?
Doch er tuts!!!











Mittwoch, 7. November 2012

Rosamunde und der Daumen

Am Freitag haben Anna und ich uns auf den Weg gemacht Cornwall zu erkunden.
Anna's Plan war es, zuerst nach Penzance zu fahren und dort einen Übernachtungsplatz zu suchen.
Wir haben in Penzance selber nichts gefunden, aber dafür in St. Just. Das ist nur 10km entfernt.


Peter ist schon 46, arbeitet im Krankenhaus als Porter, das sind die, die die Leute durch die Gegend schieben. Da ich ja letztes Jahr so viel Zeit im Krankenhaus verbracht habe, weiß ich, dass die eigentlich immer ganz lustig sind.
Peter ist auch wirklich ein super lustiger, lieber Kerl. Er kam uns extra in Penzance am Bahnhof mit dem Auto abholen.
Bei ihm angekommen, meinte er, er muss jetzt gleich wieder los mit seiner Tochter Poppy (14) um ihr auf einem kleinen Festival das Zelt aufzubauen.
Er sagte, wir sollen uns wie zu Hause fühlen. Wir können kochen, den Computer benutzen oder etwas spazieren gehen. Poppy sagte, wir können auch in ihrem Zimmer schlafen, da sie ja eh das ganze Wochenende auf dem Festival ist.
Dann waren beide verschwunden und haben uns ganz alleine in ihrem Haus gelassen.
Das hat mich schon sehr überrascht. So viel Vertrauen von einer wildfremden Person.

Anna und ich haben uns direkt auf den Weg gemacht, den nahe gelegenen Strand zu finden. Die Landschaft dort unten ist wirklich schön.
Es war zwar kalt, aber die Sonne schien, die Wellen krachten gegen die Klippen und die frische Meeresluft kitzelte uns in der Nase.
Schöner hätte der Moment am Cape Cornwall nicht sein können.


Am Abend machten wir es uns in Peter's Haus gemütlich. Er kam erst irgendwann spät in der Nacht wieder.
In seinem Haus haben wir uns gleich sehr wohl gefühlt. Das Einzige, was nur sehr strange war, war sein Badezimmer.
Das hatte nämlich kein Schloss, aber das machte auch nix. Denn durch das große Fenster in der Tür konnte eh jeder gleich sehen was da drinnen los ist.
Das war wirklich kniffelig sich so auf dem Klo zu drappieren, dass man nicht gleich gesehen wird. Die Dusche hatte ja zum Glück einen Vorhang. Aber wie zieht man sich am besten nach dem Duschen wieder an?

Am nächsten Morgen wollten wir nicht so spät aufstehen, weil wir ja die Gegend erkunden wollen. Peter ist auch irgendwann wach geworden und kam zu uns in die Küche.
Erst fand ich es etwas irritierend, das er die ganze Zeit nur in Unterwäsche rumgelaufen ist. Aber er ist halt echt lustig und total unkompliziert.

Anna und ich haben uns auf dem Weg nach Penzance gemacht. Da wir beide schon immer per Anhalter fahren wollten, aber es alleine einfach zu gefährlich ist, haben wir uns die geeignete Straßenecke gesucht und Daumen raus.
So standen wir dort, mit dem vertrauenswürdigsten und sympathischsten Blick den wir drauf haben. Beim ersten Mal kam ich mir wirklich bescheuert vor. Die ganze Zeit grinst man fremde Autofahrer an und präsentiert seinen Daumen und im Gegenzug wird man entweder ignoriert (das gilt vor allem für alte Leute), sie zeigen ihren Daumen und lachen oder es wird entschuldigend mit den Achseln gezuckt, was noch die sympatischste Art und Weise ist.
Ein Typ, der an uns vorbei ging, meinte, wenn uns keiner mitnimmt, dann schafft es niemand.
Und tatsächlich nach ein paar Minuten hat uns ein älterer Schotte in seinem Lieferwagen mitgenommen. Er war gerade auf dem Weg zu einem Motorradbastelworkshop. Super easy!


Von Penzance sind wir zum St. Michael's Mount gelaufen.
Natürlich war er Samstags geschlossen. Das ist wieder typisch britisch und nicht zu verstehen. Warum ist eine Sehenswürdigkeit ausgerechnet an einem Samstag geschlossen?
Egal, wir schauen es uns trotzdem an.
Der St. Michael's Mount ist eine kleine Insel kurz vor dem Festland. Dort wurde im 15. Jahrhundert eine Kapelle auf dem Berg gebaut.
Wenn man zum St. Michael's Mount möchte, muss man sich vorher über die Gezeiten informieren.
Denn nur bei Ebbe wird ein Weg vom Festland zur Insel sichtbar. Bei Flut verschindet er wieder auf dem Meeresgrund.



Vom St. Michael's Mount wollten wir weiter nach Sennen. Dort ist ein toller Surfspot.
Wir hatten Glück das gerade am Festland gegenüber vom St. Michael's Mount ein Sportevent war. So waren dort sehr viele Leute unterwegs und wir haben schnell jemanden gefunden, der uns mitnimmt.
Unser Mitnehmer war eine junge Frau, die gerade den 10km Lauf von dem Sportevent gelaufen ist.
Sie hat uns an einem Kreisverkehr raus gelassen, wo es nach Sennen geht.
An diesem Kreisverkehr dachten wir schon, es wird schwer eine weitere Mitfahrt zu finden, da es dort sehr schwer war anzuhalten.
Aber ein Junger Kerl mit vielen Tattoos hatte damit kein Problem und schon waren wir in Sennen am Strand.
Dort haben wir auch Peter getroffen.
Anna und Peter haben sich zusammen in die eisigen Wellen gestürzt und ich konnte endlich mal etwas Zeit zum schreiben finden. Hänge ja eh schon viel zu sehr hinterher.
Natürlich ist genau dann mein Stift leer gegangen, aber der nette Kerl vom Surfshop hat mir einen neuen geschenkt.

Am nächsten Tag, wollten wir eine Wanderung entlang der Küste machen. Peter hat uns sogar zu einem guten Ausgangspunkt gefahren.
Die Landschaft ist wirklich traumhaft, ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben soll. Seht einfach selbst:



Unterwegs sind wir sogar ein paar Wildponys begegnet und wir sind am berühmten Minack Theater vorbei gekommen.
Leider wollte uns die Dame an der Kasse uns ums verrecken nicht als Studenten rein lassen und so mussten wir den vollen Preis zahlen.
Weiß die denn nicht wie wichtig es ist als Traveler sparsam mit seinem Budget umzugehen?
Das Theater ist aber wirklich schön. Es ist ein Freilichttheater, welches in die Klippen gebaut wurde.
Hinter der Bühne beginnt gleich das Meer und von den Zuschauerplätzen hat man einen tollen Blick auf dieses und die Bühne.


An einem Strand, nicht weit von dort, haben wir es uns gemütlich gemacht. Anna ist im kalten Meer schwimmen gegangen. Ich habe mir gedacht, ich kann noch warten bis ich in Sri Lanka bin.
Der Sand an diesem Strand war kein normaler Sand. Er bestand aus Milliarden Muschelstücken, die man von den Füßen gar nicht mehr abbekommt.

Als wir nach unserer Wanderung in einer Bucht angekommen sind, sind wir landeinwärts gelaufen.
Da wir ja jetzt schon geübte Tramper sind und echt keine Lust mehr hatten zu laufen, haben wir, sobald ein Auto kam, wieder den Daumen gezückt.
Und obwohl das Auto voll mit Kindern war, hat der Typ angehalten, zwei Kinder in den Kofferraum gesteckt und uns am Pub in der nächsten Ortschaft raus gelassen.
Per Anhalter fahren fängt echt an Spaß zu machen.
Nun waren wir in Treen gestrandet, ohne Handyempfang um Peter zu erreichen. Was macht man dann am besten zu erst?
Genau.
Den Pub besuchen und ein Bier trinken.
Nach dem wir Peter einfach nicht erreichen konnten, habe wir uns wieder auf den Weg nach Sennan gemacht.
Dafür stellten wir uns an die "Hauptstrasse".
Wir waren nicht weit weg vom Land's End und genau das fühlt sich hier auch so an. Auf der Strasse ist weit und breit kein Auto in Sicht.
Irgendwann kam endlich ein Auto. Ein alter Pickup mit zwei Sitzen und einer Ladefläche.
Der Fahrer machte entschuldigende Gesten, dass er nicht genug Platz hat um uns mitzunehmen und dann hat er doch angehalten und meinte wir könnten hinten auf der Ladefläche mitfahren. Super!!
Er nahm uns mit nach Sennen.

Eigentlich wollten wir Peter dort zum Essen einladen, aber wir haben in einfach nicht erreicht.
Hilft nix. Wieder an die Strasse und auf nach St. Just.
Diesmal mussten wir eine Weile warten, doch dann kam ein Wohnmobil und die nette Familie hat uns mit nach St. Just genommen.

Am Montag musste Anna weiter zu ihrem nächsten WWOOF-Abenteuer.
Ich habe mich entschieden Plymouth zu erkunden.
Morgens haben wir uns mit unserem Gepäck an die Strasse gestellt, um zum Bahnhof nach Penzance zu kommen.
Eine Frau Mitte 40 hat uns eingesammelt. Sie ist Malerin und hat die ganze Zeit geraucht.
Sie war so lustig und hat uns erzählt, dass alle Leute in St. Just seltsam sind, weil es dort wohl soviel Inzest gibt und dass in Cornwall hauptsächlich Frauen den Job als Maler machen.
Zum Glück musste Anna in Plymouth umsteigen, so konnten wir den gleichen Zug nehmen, bevor sich unsere Wege trennen.

Zum Abschluss gibt's noch ein Musikvideo, welches meine Zeit in Cornwall bestens zeigt und euch bestimmt auch zum träumen bringt. Viel Spaß!!


Sonntag, 4. November 2012

AUSGEWWOOFT!!!

Die nächtliche Kälte lässt einfach nicht nach. Die "AntiKälteSchlafsackAtemTechnik" reicht auch nicht mehr aus. Wir brauchen Körperwärme!

Gut, dass mittlerweile ein Bett im Wohnwagen frei geworden ist. Das haben Anna und ich uns auch gleich unter den Nagel gerissen.
Aber irgendwie war es im Wohnwagen auch nicht wärmer.
Deswegen haben wir uns Naomi auch noch mit ins Bett geholt. Zu dritt auf einer 140 Matratze, kann man sich zwar nicht mehr wirklich bewegen, aber es ist kuschelig warm und da mir immer am kältesten ist, nehme ich auch gerne den Platz in der Mitte.

In der zweiten Woche, wurden Anna und ich auf die andere Farm, die mit dazu gehört, geschickt.
Wir durften sogar im Haus schlafen. Ja, als Reisender wird man wirklich bescheiden.
Aber das Beste war, dass wir sogar einen Holzofen in unserem Zimmer hatten. Da haben Anna und ich gleich richtig eingeheizt.
Gut, im Endeffekt war uns so warm, dass wir die Tür offen lassen mussten. Ein tolles Gefühl.
Zählt Wärme eigentlich zu den Luxusgütern? Für mich jetzt schon.

Wir hätten wunderbar geschlafen in der Nacht, wenn wir nicht von Getrampel, Gescharre und Gequietsche von Mäusen aufgeweckt wurden, die im Dunkeln durch unser Zimmer spazierten.
Wie kann ein kleines, so niedlich aussehendes Tier, nur so viel Lärm und dementsprechend bei uns Wut produzieren?

Auch wenn die Farm noch so viele, schöne Sachen zu bieten hat, wie einen Ofen oder warmes Wasser und ein Klo, gibt's auch eine Schattenseite.
Die Arbeit dort war mega anstrengend. Wir waren nur für 2 Tage da und danach freut man sich auch wieder auf Weeding.
Von der Einfahrt bis zum Farmhaus führt eine lange Kiesstraße. Durch den Regen und die Autos sind dort schon jede Menge Schlaglöcher entstanden.
Man gab uns eine Schubkarre und eine Schippe, zeigte uns den Berg voll Kies und auf ging's.
Wir mussten jedes Schlagloch mit dem Kies wieder auffüllen.
Zu dieser Szene fehlte eigentlich nur noch ein gestreifter Anzug und eine große Kugel am Bein.
Am anderen Tag mussten wir eine typisch englische Steinmauer, die ich vorher so hübsch fand und mittlerweile hasse, von jeglichen Pflanzen befreien.
Natürlich waren das hauptsächlich Pflanzen mit vielen vielen Dornen und Stacheln. Leider war auch genau vor der Mauer ein Wassergraben, den wir überwinden mussten.
Da das ja als Challenge noch nicht ausreicht, hat es auch noch den ganzen Tag lang geregnet.
Einen ganzen Tag an der Mauer und wir waren wirklich erledigt. Ach, wie schön wäre es mal wieder ein bisschen Unkraut zujäten.

Doch für unsere ganze Mühe wurden wir auch belohnt.
An einem Tag haben sie uns die Pferde überlassen und so konnten Anna und ich einen Ausritt im Bodminmoor machen.
Niemand hat nach unserem reiterischem Talent gefragt und niemand hatte irgendwelche Bedenken.
So haben sie uns einfach von Dannen ziehen lassen.
Der Ausritt war fantastisch.
Drei Stunden sind wir kreuz und quer durchs Moor geritten. Die Landschaft war unglaublich schön. Irgendwie hat sie mich an Afrika erinnert. Also ans grüne Afrika nicht an die Steppe.
Dafür hat sich die Arbeit gelohnt gehabt.

Eigentlich hatte ich vor einen Monat auf der Farm zu bleiben. Allerdings musste ich feststellen, dass überhaupt niemand vor hat so lange da zu bleiben.
Die meisten bleiben nur für eine oder maximal 2 Wochen.
Annas Zeit auf der Farm ist um und sie würde gerne noch einen kleinen Trip durch Cornwall starten.
Da ich nicht weiß, wie ich die Farm ohne Anna überstehen soll, da sie mich immer schön warmgehalten und morgens geweckt hat, habe ich beschlossen die Farm früher zu verlassen und mit ihr ein bisschen durch Cornwall zu reisen.

Es hat sich AUSGEWWOOFT!!!

Mittwoch, 31. Oktober 2012

WWOOF - Teil 3

Da man ja das gute Essen und das Frieren nicht umsonst bekommt, muss man natürlich auch arbeiten.
Ein Tag sah im üblichen so aus:

Am Morgen, nach dem Frühstück, haben wir als erstes die Enten rausgelassen und gefüttert. Die waren echt super, wie die quakend rum gewatschelt sind. Irgendwann will ich auch unbedingt Enten haben.
Dann haben wir die Schweine gefüttert. Jetzt weiß ich auch warum man sagt "Du isst wie ein Schwein".
Die Schweine hatten insgesamt an die 16 Ferkel. Einige von denen waren erst eine Woche alt.
Die waren sooooooo süüüüüßßßß!!!!!
...Tschuldigung.
Am Schluss sind wir zu den Hühnern gegangen
Da habe ich dann festgestellt, dass ich echt kein Fan von Hühnern bin. Wenn man sich das Gesicht von denen genau anschaut, sehen die aus wie kleine Teufel.
Und wer möchte schon in einem Stall mit ca. 30 Miniteufeln sein?
Aber es hat Spaß gemacht die Eier einzusammeln und den Irren dabei zuzuschauen wie sie auf ihr Futter los rennen. Besser man steht da nicht im Weg. Die rennen sich sogar gegenseitig über den Haufen.

Als nächstes mussten wir Gemüse ernten. Immer das was gerade im Farmshop benötigt wurde.
Ich muss ja gestehen von den meisten Gemüsesorten, oder sagen wir von fast allen, hatte ich vorher keine Ahnung, wie die überhaupt wachsen.
Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, dass die Blätter von der Gurke, kleine Stacheln haben.
Das fand ich sehr interessant und das Ernten hat auch viel Spaß gemacht.

Leider gehören auch nicht so spaßige Aufgaben dazu.
Wie das Weeding - grrrr!
Die meiste Zeit haben wir damit verbracht, ein Feld, voll mit verschiedenen Kohlsorten, von Unkraut zu befreien.
Hört sich gar nicht so tragisch an, wenn man es schreibt.
Aber dafür muss man entweder gebückt, oder kniend über das Feld robben um die kleinen zarten Pflänzchen vorsichtig von den Bösewichten zu befreien.
Schön war es dann, wenn es geregnet hat und das Feld eine reine Matschgrube war.
Nur nochmal zu Erinnerung ENGLAND = REGEN.

Zum Glück hatten wir ja auch Freizeit.
Allerdings, wenn man in der Mitte von Nirgendwo ist und kein Auto hat, fällt die Auswahl der Nachmittagsaktivitäten eher rar aus.
Da unser Luxuswohnwagen mit DVD ausgestattet war, haben wir uns des öfteren Filme angeschaut.
Direkt neben dem Wohnwagen war eine Wiese auf der STAR, ein weißes Shetlandpony, zu Hause war.
Immer wenn wir das Fenster im Wohnwagen geöffnet haben, kam STAR an und hat seinen Kopf hineingesteckt.
Es sah aus als wolle er mit den Film schauen, aber ich glaube er wollte nur etwas zu Essen.

Einmal hat Jeremy, der Farmshopbesitzer, nach getaner Arbeit uns zum nicht weit entfernten Strand gefahren.
Das war das erste Mal, dass ich in England an der Küste war und die Landschaft ist echt ein Traum.
An einem anderen Abend hat uns Pete mit in den lokalen Pub genommen.
Man da steppt der Bär...
Egal Hauptsache mal wieder ein Bier trinken. Auch wenn das in England nicht gerade ein Hochgenuss ist.

An einem Samstag wollten wir eine kleine Party schmeißen, da einige am nächsten Tag abreisen. Wir wollten Grillen und ein Lagerfeuer machen.
Aber vorher wollten wir zu einem Fluss laufen von dem Pete und Jeremy uns erzählt haben.
Ok, die hatten aber wohl vergessen zu erwähnen wie schwierig es ist dort überhaupt hinzukommen.
Wir mussten über Felder und durch Wälder laufen. Über Zäune klettern und durch das Gebüsch kriechen. Und Schlussendlich noch durchs Moor warten.
Ein paar von uns hatten Gummistiefel an.
Anna jedenfalls nicht.
Ihr Schuhwerk bestand aus ein paar Schlappen und dazu ein Sommerkleid.
Auf dem Rückweg ist sie mit ihren Schuhen so im Matsch eingesunken, dass sie stecken geblieben ist und einen ihrer Schuhe verloren hat.
Zum Glück stürzte sie sich gleich mit beiden Armen hinterher und hat ihn wieder rausfischen können.
Allerdings war sie danach von oben bis unten voll mit Matsch. Die Beine waren bis zu denen Knien, die Arme bis zu den Ellbogen komplett in Matsch eingepackt und dazwischen war das Sommerkleid.
Nach Hause laufen musste sie barfuss.
Dieses Bild werde ich nie vergessen. :-)



Samstag, 27. Oktober 2012

WWOOF - Teil 2

In der Beschreibung der Farm stand als Unterkunft ein Wohnwagen mit DVD und Heizung. Klingt ja schon nach purem Luxus.
Klingt aber auch nur so.
Es war alles da wie angegeben. Nur war der Wohnwagen eine gammelige ranzige Bretterbude und die Heizung sah aus, als würde sie uns heimlich im Schlaf umbringen wollen. Das Einzige luxuriöse war der DVD Player.
Dazu kam, dass wir so viele WWOOFer waren, dass gar nicht genug Platz im Wohnwagen war und so mussten wir im Zelt auf einem Feld schlafen.
Eine Toilette und eine Dusche war weit und breit nicht zu sehen. Oder sagen wir eher, die Toilette, die war weit und breit zu sehen, denn die war das Feld um uns rum.

Übrigens aufgestanden wird um 6:45Uhr und gearbeitet wird bis 15Uhr.
Da fühlt man sich doch gleich wie zu Hause... wenn man ein Arbeiter in einem Arbeitercamp wär.

Mit mir im Camp war Miquel aus Katalonien, er half in der Küche. FX aus Frankreich, sehr schüchtern aber definitiv total spitz auf Naomi. Naomi aus England, super freundlich aber fast nicht zu verstehen, da sie so genuschelt hat. Anna aus Deutschland, meine Gefährtin. Und dann war da noch Haya. Haya kommt aus Japan und ist bestimmt ein ganz nettes Mädel. Aber mit ihrer gequälten klingenden Quietschestimme und ihren weniger intelligenten Aussagen, ging sie mir später ganz gewaltig auf die Nerven.

Da Anna mir von allen am sympathischsten war, haben wir beschlossen uns ein Zelt zuteilen.
Eigentlich hätte jeder eine eigene Kammer im Zelt bekommen, aber aus Witterungstechnischen Gründen, hielten wir es für klüger uns Eine zu teilen.
Habe ich schon erwähnt, das es SEPTEMBER in ENGLAND ist und wir DRAUßEN schlafen?

... und wir wurden auch nicht enttäuscht.
Es war unbeschreiblich kalt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal so gefroren habe.
Jetzt weis ich auch, dass mein toller Minischlafsack aus Thailand, den ich beim letzten Mal mitgebracht habe, definitiv nicht für draußen geeignet ist.

Das war schon hart. Die halbe Nacht vor Kälte nicht geschlafen und nachdem ich es dank meiner tollen "AntiKälteSchlafsackAtmungsTechnik"* doch noch geschafft habe einzuschlafen, wurde man um 6:45 Uhr vom Wecker wieder aufgeweckt und in die kalte Wirklichkeit zurück geholt.
Wer schon mal zelten war und sich dabei auch so den Hintern abgefroren hat, kann sich ja vorstellen, wie hart es ist am morgen den Schlafsack zu verlassen, nachdem man es gerade geschafft hat ihn aufzuheizen.

Schlaftrunken und mit allen Klamotten am Körper, die ich dabei habe, sind wir vom Zeltplatz zum Farmshop gelaufen.
Dort gab es ein Waschbecken, eine Dusche und sogar eine richtige Toilette. Man lernt schnell sich auch mit den kleinen Dingen im Leben zufrieden zu geben.
Leider hat dieses kleine Bad es nicht verkraftet, dass wir so viele Leute waren.
Die Toilette hatte zwischendurch immer mal wieder den Geist aufgegeben und das warme Wasser der Dusche hat auch nie für alle gereicht. Trotz Blitzdusche, stand der Letzte immer unter kaltem Wasser.
Das war schon sehr deprimierend, wenn man einen ganzen Tag draußen hart gearbeitet hat (manchmal im Regen) und am Ende noch nicht einmal eine heiße Dusche bekommt, bevor man in das kalte Zelt verschwindet für die eisige Nacht.

Wenigstens die Verpflegung war mehr als ausgezeichnet.
Es fing an mit dem Frühstück, dazu gab es selbst gebackenes Brot aus dem eigenem Farmshop im eigenem Steinofen gebacken.
Um 11 Uhr gab es eine kleine Tee-Pause (wir sind ja in England) mit selbstgebackenem Kuchen und der war sowas von lecker. Zum Glück konnte ich ein paar der Rezepte ergattern.
Um 13 Uhr gab es Lunch. Meistens war Gemüse dabei, was wir vorher selber geerntet haben. Es war immer super lecker.
Am Abend gab es dann noch Dinner. Auch wieder mit Gemüse von der Farm und super lecker.
Natürlich war alles BIO. Sogar das Glas Mayonaise.

* Die "AntiKälteSchlafsackAtmungsTechnik" funktioniert wie folgt: Wenn man im Schlafsack liegt, muss man diesen über den Kopf ziehen und dann einfach hinein atmen. Nach kurzer Zeit wird es im Schlafsack schön warm und dank des Sauerstoffmangels schläft man auch schnell ein.