Mittwoch, 7. November 2012

Rosamunde und der Daumen

Am Freitag haben Anna und ich uns auf den Weg gemacht Cornwall zu erkunden.
Anna's Plan war es, zuerst nach Penzance zu fahren und dort einen Übernachtungsplatz zu suchen.
Wir haben in Penzance selber nichts gefunden, aber dafür in St. Just. Das ist nur 10km entfernt.


Peter ist schon 46, arbeitet im Krankenhaus als Porter, das sind die, die die Leute durch die Gegend schieben. Da ich ja letztes Jahr so viel Zeit im Krankenhaus verbracht habe, weiß ich, dass die eigentlich immer ganz lustig sind.
Peter ist auch wirklich ein super lustiger, lieber Kerl. Er kam uns extra in Penzance am Bahnhof mit dem Auto abholen.
Bei ihm angekommen, meinte er, er muss jetzt gleich wieder los mit seiner Tochter Poppy (14) um ihr auf einem kleinen Festival das Zelt aufzubauen.
Er sagte, wir sollen uns wie zu Hause fühlen. Wir können kochen, den Computer benutzen oder etwas spazieren gehen. Poppy sagte, wir können auch in ihrem Zimmer schlafen, da sie ja eh das ganze Wochenende auf dem Festival ist.
Dann waren beide verschwunden und haben uns ganz alleine in ihrem Haus gelassen.
Das hat mich schon sehr überrascht. So viel Vertrauen von einer wildfremden Person.

Anna und ich haben uns direkt auf den Weg gemacht, den nahe gelegenen Strand zu finden. Die Landschaft dort unten ist wirklich schön.
Es war zwar kalt, aber die Sonne schien, die Wellen krachten gegen die Klippen und die frische Meeresluft kitzelte uns in der Nase.
Schöner hätte der Moment am Cape Cornwall nicht sein können.


Am Abend machten wir es uns in Peter's Haus gemütlich. Er kam erst irgendwann spät in der Nacht wieder.
In seinem Haus haben wir uns gleich sehr wohl gefühlt. Das Einzige, was nur sehr strange war, war sein Badezimmer.
Das hatte nämlich kein Schloss, aber das machte auch nix. Denn durch das große Fenster in der Tür konnte eh jeder gleich sehen was da drinnen los ist.
Das war wirklich kniffelig sich so auf dem Klo zu drappieren, dass man nicht gleich gesehen wird. Die Dusche hatte ja zum Glück einen Vorhang. Aber wie zieht man sich am besten nach dem Duschen wieder an?

Am nächsten Morgen wollten wir nicht so spät aufstehen, weil wir ja die Gegend erkunden wollen. Peter ist auch irgendwann wach geworden und kam zu uns in die Küche.
Erst fand ich es etwas irritierend, das er die ganze Zeit nur in Unterwäsche rumgelaufen ist. Aber er ist halt echt lustig und total unkompliziert.

Anna und ich haben uns auf dem Weg nach Penzance gemacht. Da wir beide schon immer per Anhalter fahren wollten, aber es alleine einfach zu gefährlich ist, haben wir uns die geeignete Straßenecke gesucht und Daumen raus.
So standen wir dort, mit dem vertrauenswürdigsten und sympathischsten Blick den wir drauf haben. Beim ersten Mal kam ich mir wirklich bescheuert vor. Die ganze Zeit grinst man fremde Autofahrer an und präsentiert seinen Daumen und im Gegenzug wird man entweder ignoriert (das gilt vor allem für alte Leute), sie zeigen ihren Daumen und lachen oder es wird entschuldigend mit den Achseln gezuckt, was noch die sympatischste Art und Weise ist.
Ein Typ, der an uns vorbei ging, meinte, wenn uns keiner mitnimmt, dann schafft es niemand.
Und tatsächlich nach ein paar Minuten hat uns ein älterer Schotte in seinem Lieferwagen mitgenommen. Er war gerade auf dem Weg zu einem Motorradbastelworkshop. Super easy!


Von Penzance sind wir zum St. Michael's Mount gelaufen.
Natürlich war er Samstags geschlossen. Das ist wieder typisch britisch und nicht zu verstehen. Warum ist eine Sehenswürdigkeit ausgerechnet an einem Samstag geschlossen?
Egal, wir schauen es uns trotzdem an.
Der St. Michael's Mount ist eine kleine Insel kurz vor dem Festland. Dort wurde im 15. Jahrhundert eine Kapelle auf dem Berg gebaut.
Wenn man zum St. Michael's Mount möchte, muss man sich vorher über die Gezeiten informieren.
Denn nur bei Ebbe wird ein Weg vom Festland zur Insel sichtbar. Bei Flut verschindet er wieder auf dem Meeresgrund.



Vom St. Michael's Mount wollten wir weiter nach Sennen. Dort ist ein toller Surfspot.
Wir hatten Glück das gerade am Festland gegenüber vom St. Michael's Mount ein Sportevent war. So waren dort sehr viele Leute unterwegs und wir haben schnell jemanden gefunden, der uns mitnimmt.
Unser Mitnehmer war eine junge Frau, die gerade den 10km Lauf von dem Sportevent gelaufen ist.
Sie hat uns an einem Kreisverkehr raus gelassen, wo es nach Sennen geht.
An diesem Kreisverkehr dachten wir schon, es wird schwer eine weitere Mitfahrt zu finden, da es dort sehr schwer war anzuhalten.
Aber ein Junger Kerl mit vielen Tattoos hatte damit kein Problem und schon waren wir in Sennen am Strand.
Dort haben wir auch Peter getroffen.
Anna und Peter haben sich zusammen in die eisigen Wellen gestürzt und ich konnte endlich mal etwas Zeit zum schreiben finden. Hänge ja eh schon viel zu sehr hinterher.
Natürlich ist genau dann mein Stift leer gegangen, aber der nette Kerl vom Surfshop hat mir einen neuen geschenkt.

Am nächsten Tag, wollten wir eine Wanderung entlang der Küste machen. Peter hat uns sogar zu einem guten Ausgangspunkt gefahren.
Die Landschaft ist wirklich traumhaft, ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben soll. Seht einfach selbst:



Unterwegs sind wir sogar ein paar Wildponys begegnet und wir sind am berühmten Minack Theater vorbei gekommen.
Leider wollte uns die Dame an der Kasse uns ums verrecken nicht als Studenten rein lassen und so mussten wir den vollen Preis zahlen.
Weiß die denn nicht wie wichtig es ist als Traveler sparsam mit seinem Budget umzugehen?
Das Theater ist aber wirklich schön. Es ist ein Freilichttheater, welches in die Klippen gebaut wurde.
Hinter der Bühne beginnt gleich das Meer und von den Zuschauerplätzen hat man einen tollen Blick auf dieses und die Bühne.


An einem Strand, nicht weit von dort, haben wir es uns gemütlich gemacht. Anna ist im kalten Meer schwimmen gegangen. Ich habe mir gedacht, ich kann noch warten bis ich in Sri Lanka bin.
Der Sand an diesem Strand war kein normaler Sand. Er bestand aus Milliarden Muschelstücken, die man von den Füßen gar nicht mehr abbekommt.

Als wir nach unserer Wanderung in einer Bucht angekommen sind, sind wir landeinwärts gelaufen.
Da wir ja jetzt schon geübte Tramper sind und echt keine Lust mehr hatten zu laufen, haben wir, sobald ein Auto kam, wieder den Daumen gezückt.
Und obwohl das Auto voll mit Kindern war, hat der Typ angehalten, zwei Kinder in den Kofferraum gesteckt und uns am Pub in der nächsten Ortschaft raus gelassen.
Per Anhalter fahren fängt echt an Spaß zu machen.
Nun waren wir in Treen gestrandet, ohne Handyempfang um Peter zu erreichen. Was macht man dann am besten zu erst?
Genau.
Den Pub besuchen und ein Bier trinken.
Nach dem wir Peter einfach nicht erreichen konnten, habe wir uns wieder auf den Weg nach Sennan gemacht.
Dafür stellten wir uns an die "Hauptstrasse".
Wir waren nicht weit weg vom Land's End und genau das fühlt sich hier auch so an. Auf der Strasse ist weit und breit kein Auto in Sicht.
Irgendwann kam endlich ein Auto. Ein alter Pickup mit zwei Sitzen und einer Ladefläche.
Der Fahrer machte entschuldigende Gesten, dass er nicht genug Platz hat um uns mitzunehmen und dann hat er doch angehalten und meinte wir könnten hinten auf der Ladefläche mitfahren. Super!!
Er nahm uns mit nach Sennen.

Eigentlich wollten wir Peter dort zum Essen einladen, aber wir haben in einfach nicht erreicht.
Hilft nix. Wieder an die Strasse und auf nach St. Just.
Diesmal mussten wir eine Weile warten, doch dann kam ein Wohnmobil und die nette Familie hat uns mit nach St. Just genommen.

Am Montag musste Anna weiter zu ihrem nächsten WWOOF-Abenteuer.
Ich habe mich entschieden Plymouth zu erkunden.
Morgens haben wir uns mit unserem Gepäck an die Strasse gestellt, um zum Bahnhof nach Penzance zu kommen.
Eine Frau Mitte 40 hat uns eingesammelt. Sie ist Malerin und hat die ganze Zeit geraucht.
Sie war so lustig und hat uns erzählt, dass alle Leute in St. Just seltsam sind, weil es dort wohl soviel Inzest gibt und dass in Cornwall hauptsächlich Frauen den Job als Maler machen.
Zum Glück musste Anna in Plymouth umsteigen, so konnten wir den gleichen Zug nehmen, bevor sich unsere Wege trennen.

Zum Abschluss gibt's noch ein Musikvideo, welches meine Zeit in Cornwall bestens zeigt und euch bestimmt auch zum träumen bringt. Viel Spaß!!


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