Donnerstag, 29. November 2012

Es regnet. Ich bin nass. Mir ist kalt.

So viel zum Thema "betrunken Pläne machen".

Ich bin im Lake District.
Der Plan: Campen gehen.
Alle Campingplätze wegen Überschwemmung geschlossen.
So weit so gut.
Wildcampen ist ja eh viel cooler und außerdem sind wir jetzt schon mal hier.

Verwirrt laufen wir durch Ambleside.
Wir haben keine Ahnung wo wir hier zwischen den ganzen Häusern einen geeigneten Platz für unser Zelt finden sollen.
Habe ich schon erwähnt, dass es in Strömen regnet.
Tim meint: >> Ach Quatsch! Das gehört zu einem richtig britischem Erlebnis dazu.<<
Ich bin nass...

Langsam fange ich an an unserem "super ausgetüftelten" Plan zu zweifeln.
Wir wissen weder wo wir hin sollen, noch haben wir entsprechende Ausrüstung mit.
Alles was sich in unserem Gepäck befindet ist ein Zelt, zwei Schlafsäcke, etwas zu Essen und das wichtigste 4 Flaschen Wein, die sollen uns warm halten. Immerhin ist es schon Anfang Oktober in England.
Isomatten, Gaskocher und sonstiges Campingzeug sind ja auch völlig überwertet.
Aber jetzt erstmal zurück zum ersten Problem. Ein Platz für das Zelt finden.

Nachdem wir festgestellt haben, dass planlos durch die Gegend laufen nichts bringt außer schlechter Laune, sind wir in den nächsten Bus eingestiegen, so lange gefahren bis es nett ausschaut und dann ausgestiegen.
So haben wir auch einen viel versprechenden Hügel gefunden. Berge gibt es ja in England nicht.

Ein kleines, altes, kaum mehr lesbares Schild deutete auf einen Wanderpfad hin.
Der Pfad an sich war kaum mehr zu erkennen. Fürs Wildcampen eine super Voraussetzung.
Wir fingen an den Hügel zu erklimmen.
Während wir rauf wollten, wollte das ganze Wasser vom Regen in Bächen wieder runter.
Der Hügel wurde immer steiler und langsam machte sich auch der Restalkohol bemerkbar.
Auf unserem Weg nach oben begegneten wir ein paar Bergschafen. Die zeigten uns auch gleich wie einfach man den Hügel hochkommen könnte.

Oben angekommen entschädigte die traumhafte Aussicht für alles.
Der Regen hatte auch aufgehört und die Sonne kam raus.



Den perfekten Platz für unser Zelt haben wir schnell gefunden. Hinter ein paar Bäumen versteckt mit einer tollen Aussicht auf einen kleinen See.


Das Zelt stand schnell. Als nächstes wollten wir ein kleines Lagerfeuer in Gang bringen, damit wir nicht frieren müssen.
Ja, ok. Wie macht man das wenn alles nass ist?
An Sachen, die das Feuer machen erleichtern wie z.B. Grillanzünder haben wir natürlich auch nicht gedacht.
So saßen wir da mit unserem kleinen Feuerzeug.*
Nach einer Stunde brannte ein mickriges Feuer und die erste Flasche Wein war auch schon leer.
Noch eine Flasche Wein später und wir hatten ein ordentliches Feuer.
Nach der letzten Flasche Wein hatten wir kein Brennholz mehr.
Das Feuer neigte sich dem Ende. Auf dem Baumstamm konnten wir nicht mehr wirklich sitzen und das Reden viel uns auch zunehmend schwerer. Der Wein. Der Wein.

Ohne Feuer wurde es bitterlich kalt. Trotz Wein.
Also verzogen wir uns ins Zelt in der Hoffnung die Schlafsäcke würden uns warm halten.
Nein taten sie nicht.
So betrunken wie wir waren versuchten wir alle möglichen Warmhaltetechniken*².  Der Erfolg war nicht von Dauer, doch dank des Weins konnten wir seelig einschlafen.
Mehrmals in der Nacht bin ich aufgewacht, weil mein ganzer Körper so stark gezittert hat. Stellt sich die Frage, warum ich mir das eigentlich schon wieder antue.
Hatte ich denn  nicht genug nach den zwei Wochen im Zelt auf der Farm?
Anscheinend nicht.

Ich war froh als der nächste Morgen kam und er ein paar wärmende Sonnenstrahlen mitbrachte. Leider brachte er auch ein paar Kopfschmerzen und sonstige Hangoverbeschwerden mit sich.

Wir bauten das Zelt ab und deckten die Feuerstelle zu.
Das Wasser ran immer noch in Bächen den Hügel hinunter. Der Hügel schien noch steiler zu sein als am Tag zu vor.
Mit unserem Monster-Hangover im Gepäck machten wir uns auf den Weg nach unten.
Ohje!! Das lief nicht so gut.
Hat schon mal jemand versucht verkatert einen steilen, ja mittlerweile würde ich ihn sogar Berg nennen, runter zu kommen?
Es ist die Hölle.
Die Sonne die uns gestern fehlte, brennt uns heute unerbittlich auf unsere eh schon schmerzenden Köpfe.
Das ganze Wasser macht alles so rutschig, dass unsere so wieso nicht gut kontrollierbaren Füße keinen Halt finden.

Als wir unten ankommen mache ich drei Kreuze, dass nichts schlimmeres passiert ist. Nur mein Hintern ist nass, der musste mir helfen mich auszubalancieren.

Per Anhalter sind wir wieder zurück zum Bahnhof.
Der nette Typ (Outdoorfreak von Beruf), der uns mitgenommen hat, hat uns erzählt, dass die letzte Nacht die kälteste Nacht seit langem war. Als er nachts aus dem Pub kam und zu seinem Auto ging war dort sogar schon Frost drauf.

Na wunderbar.






*Später habe ich in einem Buch gelesen, dass man nasses Holz schälen muss um es wieder brennbar zu machen. Das wusste ich da aber noch nicht. hmpf
*² Ja genau! Das werde ich jetzt hier nicht weiter ausführen und belasse es einfach mal bei Warmhaltetechnik.

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