Sonntag, 9. Dezember 2012

Weiße Haut in Colombo

Colombo ist eine riesen Stadt, die ich nicht kenne. Genauso wie die Menschen, ihre Mentalität oder einfach gesagt ganz Sri Lanka.
Etwas eingeschüchtert und verunsichert, fangen wir lieber einmal klein an und warten das Aaron von der Arbeit wiederkommt und mir die Stadt zeigt.
Bis dahin unternehme ich einen kleinen Ausflug zu einem Laden, den mir Aaron empfohlen hat.
Ich bin auf der Suche nach einem neuen Tagebuch, er meinte, dort könnte ich fündig werden.
Der Laden, BAREFOOT, befindet sich nur 2 km die Straße runter.
Die Gefahr, dass ich mich verlaufe, nicht wieder zurück finde, im Dunkeln umher irre, mir in einer düsteren Ecke mein Geld gestohlen wird, ich immer mehr verwahrlose und versuchen muss auf Sri Lankas Straßen zu überleben und am Ende noch meinen Körper verkaufen muss um mir etwas zu Essen kaufen zu können, bleibt doch sehr gering.
Geradeaus laufen kann ich. Rennen auch. Das weiß ich jetzt.
Man sollte doch meinen in der Hauptstadt wären viele Touristen unterwegs und die Leute wären den Anblick von weißen Menschen gewöhnt.
Nein! Dem ist definitiv nicht so.
Jeder auf dieser Straße starrt mich an. Die Männer wollen natürlich wieder wissen ob ich verheiratet bin. Aber diesmal bin ich was das angeht vorbereitet und habe meinen Fake-Ehering, der sich vorsorglich in meinem Gepäck befindet, am Finger. Irgendwie findet der Ring aber nicht viel Beachtung. Auch nicht wenn ich ihn vor mein Gesicht halte. Hartnäckig.
Genauso wie die Tuk Tuk Fahrer. Ich kann gar nicht zählen wie viele mir ihr Tuk Tuk anbieten wollten. Massen.
Ich war sehr froh als ich endlich den Laden erreicht habe.
Ein Tagebuch habe ich zwar nicht gefunden aber ein sehr schönes Gartencafé.
Hier sind sogar Touristen. Scheint wohl ein Geheimtipp zu sein, der im Lonely Planet steht. das würde es erklären.
Eine kleine Pause von dem Stress auf der Straße tut mir ganz gut und hier gibt es ein super leckeres Lemongrass-Soda.
Die Ruhe wehrt nicht lange, denn anscheinend hat einer der Kellner ein Auge auf mich geworfen. Er startete immer wieder Unterhaltungen mit mir und übersah dabei gekonnt meinen Fake-Ehering. Es half auch hier nichts ihm damit vor der Nase herum zu fuchteln.
Aber er brachte mir noch ein Getränk und etwas Kräuterbaguette für umsonst. Er schenkte mir sogar noch einen Reiseführer für Sri Lanka. Leider konnte man nur die Karten gebrauchen, der Rest bestand aus Werbung. Ich hab mich trotzdem sehr gefreut.
Am Ende bekam ich natürlich noch seine Telefonnummer.
Wenn das so weiter geht, kann ich das Telefonbuch von Sri Lanka neu schreiben.
Der Rückweg verlief genauso wie der Hinweg.

Bevor ich nur in der Bude rum hocke und auf Aaron warte, starte ich noch eine kleine Erkundungstour. Wenn man reisen will, sollte man das ja auch so machen.
Ich zog los und wollte den kleinen Strand, nicht weit weg von Aarons Haus, erkunden.
Um dort hin zu gelangen musste ich über ein paar Bahngleise klettern. Das ist in Sri Lanka so normal, wie wenn wir die Straße an einer Ampel überqueren. Also versuchte ich auch ganz lässig dabei zu wirken, während ich panisch nach rechts und links schaute. Durch den Linksverkehr war ich immer noch verwirrt und hatte keine Ahnung aus welcher Richtung der Todeszug kommen könnte.
Der Strand war ganz schön zu gemüllt und die Wellen waren sowieso viel zu hoch zum schwimmen. An dem ganzen Strand war ich die einzige Weiße und was mir später auffiel, auch die einzige Frau.
Ich stand also da, schaute aufs Meer hinaus und lies die Monsterwellen sanft gegen meine Beine plätschern. Ich war relativ alleine an diesem Strand bis eine Gruppe heranwachsender Jungs auftauchte.
>>Hello Miss! Hello! Where are you from?<<
>>Germany<< antwortete ich ängstlich und war froh, dass ich in weiser Voraussicht alle meine Sachen zu Hause gelassen hatte. Nur den Schlüssel habe ich an mein Armband geknotet.
Wenn sie jemanden ausrauben wollen, haben sie bei mir schlechte Karten.
>>Can I have a picture please?<<
Na gut ok. Aber nur weil, wie gesagt ich eh keine Wertsachen bei mir habe und irgendwelche Taschendiebstahltricks zwecklos sind.
Ganz unverblümt kam der Junge zu mir rüber, legte seinen Arm um mich und kommandierte seine Freunde ein Foto zumachen.
Dann kam der Zug, die Jungs verabschiedeten sich und rannten los.
Als der Zug an mir vorbei kam, standen sie alle am Fenster und haben gewunken.
War wohl doch keine Gruppe kleiner schwer Krimineller  Sie waren einfach nur neugierig. Nach dieser Erkenntnis schäme ich mich für meine Unterstellungen und meine Unoffenheit.
Leider haben alle anderen am Strand das mitbekommen und versuchen nun ihr Glück ein Foto mit mir zu ergattern.
Als ich dann 7 oder 8 Sri Lanker ende 20 gegenüberstand, die mich alle anstarrten, auf mich einredeten und ein Foto wollten, fing ich an mich sehr unwohl zu fühlen.
Da kann man noch so offen sein, manchmal muss man halt auf sein Bauchgefühl hören.
Ich hielt es für besser den Strand zu verlassen und in der Wohnung auf Aaron zu warten, damit er mir ein bisschen die Stadt zeigen kann und ich mir nicht mehr so verlassen vorkomme.

1 Kommentar:

  1. Hey :)
    Hättest du Lust bei meinem Fotoprojekt mitzumachen?
    Würde mich freuen! :)

    http://photosloveandhappiness.blogspot.de/p/fotoprojekt.html?m=1

    AntwortenLöschen