Samstag, 27. Oktober 2012

WWOOF - Teil 2

In der Beschreibung der Farm stand als Unterkunft ein Wohnwagen mit DVD und Heizung. Klingt ja schon nach purem Luxus.
Klingt aber auch nur so.
Es war alles da wie angegeben. Nur war der Wohnwagen eine gammelige ranzige Bretterbude und die Heizung sah aus, als würde sie uns heimlich im Schlaf umbringen wollen. Das Einzige luxuriöse war der DVD Player.
Dazu kam, dass wir so viele WWOOFer waren, dass gar nicht genug Platz im Wohnwagen war und so mussten wir im Zelt auf einem Feld schlafen.
Eine Toilette und eine Dusche war weit und breit nicht zu sehen. Oder sagen wir eher, die Toilette, die war weit und breit zu sehen, denn die war das Feld um uns rum.

Übrigens aufgestanden wird um 6:45Uhr und gearbeitet wird bis 15Uhr.
Da fühlt man sich doch gleich wie zu Hause... wenn man ein Arbeiter in einem Arbeitercamp wär.

Mit mir im Camp war Miquel aus Katalonien, er half in der Küche. FX aus Frankreich, sehr schüchtern aber definitiv total spitz auf Naomi. Naomi aus England, super freundlich aber fast nicht zu verstehen, da sie so genuschelt hat. Anna aus Deutschland, meine Gefährtin. Und dann war da noch Haya. Haya kommt aus Japan und ist bestimmt ein ganz nettes Mädel. Aber mit ihrer gequälten klingenden Quietschestimme und ihren weniger intelligenten Aussagen, ging sie mir später ganz gewaltig auf die Nerven.

Da Anna mir von allen am sympathischsten war, haben wir beschlossen uns ein Zelt zuteilen.
Eigentlich hätte jeder eine eigene Kammer im Zelt bekommen, aber aus Witterungstechnischen Gründen, hielten wir es für klüger uns Eine zu teilen.
Habe ich schon erwähnt, das es SEPTEMBER in ENGLAND ist und wir DRAUßEN schlafen?

... und wir wurden auch nicht enttäuscht.
Es war unbeschreiblich kalt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal so gefroren habe.
Jetzt weis ich auch, dass mein toller Minischlafsack aus Thailand, den ich beim letzten Mal mitgebracht habe, definitiv nicht für draußen geeignet ist.

Das war schon hart. Die halbe Nacht vor Kälte nicht geschlafen und nachdem ich es dank meiner tollen "AntiKälteSchlafsackAtmungsTechnik"* doch noch geschafft habe einzuschlafen, wurde man um 6:45 Uhr vom Wecker wieder aufgeweckt und in die kalte Wirklichkeit zurück geholt.
Wer schon mal zelten war und sich dabei auch so den Hintern abgefroren hat, kann sich ja vorstellen, wie hart es ist am morgen den Schlafsack zu verlassen, nachdem man es gerade geschafft hat ihn aufzuheizen.

Schlaftrunken und mit allen Klamotten am Körper, die ich dabei habe, sind wir vom Zeltplatz zum Farmshop gelaufen.
Dort gab es ein Waschbecken, eine Dusche und sogar eine richtige Toilette. Man lernt schnell sich auch mit den kleinen Dingen im Leben zufrieden zu geben.
Leider hat dieses kleine Bad es nicht verkraftet, dass wir so viele Leute waren.
Die Toilette hatte zwischendurch immer mal wieder den Geist aufgegeben und das warme Wasser der Dusche hat auch nie für alle gereicht. Trotz Blitzdusche, stand der Letzte immer unter kaltem Wasser.
Das war schon sehr deprimierend, wenn man einen ganzen Tag draußen hart gearbeitet hat (manchmal im Regen) und am Ende noch nicht einmal eine heiße Dusche bekommt, bevor man in das kalte Zelt verschwindet für die eisige Nacht.

Wenigstens die Verpflegung war mehr als ausgezeichnet.
Es fing an mit dem Frühstück, dazu gab es selbst gebackenes Brot aus dem eigenem Farmshop im eigenem Steinofen gebacken.
Um 11 Uhr gab es eine kleine Tee-Pause (wir sind ja in England) mit selbstgebackenem Kuchen und der war sowas von lecker. Zum Glück konnte ich ein paar der Rezepte ergattern.
Um 13 Uhr gab es Lunch. Meistens war Gemüse dabei, was wir vorher selber geerntet haben. Es war immer super lecker.
Am Abend gab es dann noch Dinner. Auch wieder mit Gemüse von der Farm und super lecker.
Natürlich war alles BIO. Sogar das Glas Mayonaise.

* Die "AntiKälteSchlafsackAtmungsTechnik" funktioniert wie folgt: Wenn man im Schlafsack liegt, muss man diesen über den Kopf ziehen und dann einfach hinein atmen. Nach kurzer Zeit wird es im Schlafsack schön warm und dank des Sauerstoffmangels schläft man auch schnell ein.



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