Montag, 1. Oktober 2012

Das Geisterhaus

Zum Glück haben Caspar und ich noch am Samstag in der Früh sein Boot reparieren lassen. So konnten wir nach der "secret" Party noch einen Bootstrip durch die Kanäle von Amsterdam machen.
Caspar lies mich sogar das Boot steuern.

Boot fahren gehört zu Amsterdam wie Fahrrad fahren. Nur irgendwie ein bisschen geordneter und nicht ganz so lebensgefährlich.
Das Wetter an dem Wochenende war ein Traum und alle Leute waren auf dem Wasser unterwegs.
Dort waren kleine Boote mit älteren Leuten die gemütlich durch die Kanäle schipperten und dabei ein Glas Wein schlürften, oder größere Boote mit einer ganzen Partygesellschaft, die tanzend bei lauter Musik an uns vorbei düsten, oder ein paar Hippies, die auf ihrem bunt bemalten Boot chillten.
Das ausgelassene Treiben auf den Kanälen ist es, was das Lebensgefühl von Amsterdam ausmacht.

Da jedoch mein Lebensgefühl bei Caspar langsam ein wenig eingeschränkt wurde, beschloss ich die beiden zu Verlassen und mir einen neuen Host zu suchen.
Itamar, 29, halb Holländer, halb Israeli, hat mich zu sich eingeladen. Er wohnte in der Nähe vom Hauptbahnhof und nicht weit weg von Caspar.

Allerdings änderte sich das Viertel schlagartig und sah nicht besonders einladend aus.
Als ich dann vor dem Hauseingang stand, überprüfte ich vier mal ob es wirklich die richtige Hausnummer ist.
Leider war sie es.
Ich stand vor einem größerem Hauseingang, der definitiv seine besten Zeiten hinter sich hatte.
Der Eingang war blau gestrichen, doch der Lack ging schon an mehreren Stellen ab. Das Glas der Tür war eingeschlagen und mit einem Holzbrett vernagelt.
Durch das andere Glas konnte ich einen ziemlich heruntergekommenen Hausflur erkennen. An dem ersten Treppenabsatz war ein alter Treppenlift angebracht, aus dem die Kabel nur so raushingen.
Itamar meinte, wenn ich da wäre, solle ich ihn anrufen, da die Klingel nicht funktioniert. Was für eine Überraschung!
Um so länger ich vor der Tür stand, desto unwohler fühlte ich mich. Immerhin kenne ich den Kerl gar nicht und hinter geschlossenen Türen kann viel passieren. Bis das einer mitbekommt, kann es lange dauern und das wird er wohl auch wissen.
Ich hielt es für eine gute Idee wenigstens meiner Mutter eine SMS mit der Adresse zuschicken. So wusste wenigstens einer wo man anfangen müsste nach meiner Leiche zu suchen.

Ich wählte Itamars Nummer und war gespannt was passieren würde.
Puhh! Entwarnung!!!
Als er um die Ecke im Hausflur kam, konnte ich schon durch das verklebte Fenster erkennen, dass er keiner Fliege etwas an tuen würde.
Itamar ist ein herzensguter Mensch. Er erzählte mir viel über sich, seinen interessanten Job als Archäologe und seine Ausgrabungen in und um Amsterdam.

Das Haus in dem er wohnte war ein altes verlassenes Wohnheim für Krankenschwestern.
Eine Firma lässt dort jemanden wohnen, damit das Haus nicht komplett leer steht und irgendwelchen Hausbesitzern zum Opfer fallen kann.
Irgendwie ist es schon komisch in einem verlassenem alten Wohnheim umher zu streifen.
Alle Zimmer standen leer, oder waren mit Gerümpel voll gestellt.

Da ich ziemlich anfällig für Horrorfilme bin und eine ausgeprägte Fantasie ihr übriges tut, habe ich in der ersten Nacht nicht sonderlich gut, oder sagen wir mal überhaupt nicht geschlafen.
Auch das die Matratze mich dazu aufforderte jeglichen Kontakt mit ihr zu vermeiden, machte das Schlafen nicht einfacher.
Es beunruhigte mich zu wissen, dass das Haus so riesig ist und hinter jeder Tür sich etwas verbergen kann, da alle keine Schlösser hatten, auch meine nicht.

Ob es viel gebracht hätte, dass ich mein Zimmer mit meinem Rucksack verbarrikadiert habe, weiß ich nicht, denn zum Glück kam kein verrückter Massenmörder vorbei.

1 Kommentar:

  1. Oh je, ich glaube der arme Itamar wollte Gesellschaft in seinem Gruselschloß ;D Uaaahhhh, das wär auch nichts für mich

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